Uniformenportal von Napoleon Online

Willkommen im Bildbereich mit Uniformserien, Portraits und Realien zu den Armeen von 1789 bis 1815.

Im Besitz des Wehrgeschichtlichen Museums Rastatt befindet sich eine für die Preußische Armee der Revolutionskriege sehr interessante Bilderhandschrift aus der Feder des Kupferstechers F.G. Thieme (geboren in Halle und am 28.6.1816 gestorben in Berlin). Es trägt auf dem Titelkupfer den Titel Genaue Zeichnung und Beschreibung sämtlicher Uniformen der Königlichen Preußischen Armee 1792.

 

In einer zweiseitigen, handschriftlichen Notiz im Original notiert der Nachfahre W. Thieme im Jahre 1862, dass die Bilderhandschrift eine vom König Friedrich Wilhelm II. persönlich erteilte Auftragsarbeit war. Dieser wollte seine gesamte Armee in detailgenauer, bildlicher Darstellung präsentiert bekommen. Oliver Schmidt hat dankenswerter Weise diese handschriftliche Notiz transkribiert - im Folgenden der Wortlaut:

 

Auf Befehl Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelms II von Preussen erhielt das Königliche Ober-Krieges-Collegium den Auftrag die sämmtlichen Uniformen der Preußischen Armee in einem größeren vollständigen Werke bildlich darstellen zu lassen. Mit der Ausführung des Werkes wurde ein junger und erst seit einem Jahre in Berlin ansässiger Künstler, der Graveur und Kupferstecher, später Akademischer Künstler J. G. Thieme gebürtig aus Halle a/S gestorben in Berlin am 28ten Juni 1816, wahrscheinlich als Mindestfordernd beauftragt, welcher die Figuren in der angegebenen Stellung zeichnete, diese Zeichnungen in Kupfer radirte, und auch die Ausführung der Malerei unter seiner Leitung, vielleicht auch Mithülfe besorgte. Zu dem Ende wurden demselben nicht nur einzelne Uniformstücke, Waffen pp zur genauen Copierung vorgelegt, sondern jedes Regiment mußte auch die ausführliche Beschreibung der Uniformen einsenden, welche sich bis auf die größten Kleinigkeiten, z. B. Zahl und Stellung der Knöpfe, Form der Aufschläge und Kragen u. s. w. erstreckte. Die Gold- und Silbersticker, welche Lieferungen für die Armee hatten, mußten genaue Zeichnungen der Stickereien einsenden, die verschiedenen Borten, Besätze, Porte-épees, Cordons, Patron-Taschen-Bleche wurden in natura zur Copirung eingesendet. Hierdurch ist es möglich geworden, wie schon der Augenschein ergiebt, dieses Abbildungen der damals zwar öfters unzweckmäßigen oder geschmacklosen, aber zum Theil reich dekorirten Uniformen genau darzustellen.

 

Das Werk wurde in 16 Exemplaren ausgeführt, von welchen sich noch jetzt eins derselben in der Bibliothek der Bekleidungs-Commission des Königl. Krieges-Ministeriums befindet; wo die Übrigen verblieben sind, ist dem Schreiber dieser Nachricht nicht bekannt.

 

Dieses hier vorliegende Exemplar ist das 17te, welches der Verfertiger zum Andenken für sich selbst ausführte, es aber bei seiner Lebenszeit wegen Mangel an Zeit nicht ganz vollendete. Erst 10 Jahre später unterzog sich der Sohn desselben in seinen Muße-Stunden der Vollendung, wozu er die theilweise noch vorhandenen Hilfsmittel, teils auch das dem Königl. Krieges-Ministerium gehörnde Werk benutzte, und hat derselbe weder Zeit noch Mühe gespart, die Ausführung desselben noch sauberer darzustellen, als dies bei den gelieferten Werken der Fall gewesen ist.

 

Berlin, im Jahre 1862.

 

W. Thieme

 

Diese Erläuterung unterstreicht den uniformkundlichen hohen Wert der Bilderhandschrift, die auf großformatigen Tafeln jede Einheit der damaligen Preußischen Armee präsentiert. Durch die Bereitstellung von Originalstücken und Mitteilung von Regimentsbesonderheiten wird jedes Detail der Monturen dargestellt, und zwar für unterschiedliche Grade - jede Tafel präsentiert Offiziere, Unteroffiziere, Trommler bzw. Trompeter sowie Mannschaften. Dazu ist auf jeder Tafel noch die Regimentsbezeichnung, der Inhaber sowie die Garnison handschriftlich ergänzt.

 

Im Sinne einer für den interessierten Besucher des Uniformportals zweckmäßigen Betrachtung werden die Tafeln auf mehrere Bilder verteilt - und zwar pro Tafelhälfte eine Abbildung.

 

Mein Dank gilt dem Wehrgeschichtlichen Museum für die Erlaubnis zur Reproduktion und Aufarbeitung.

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